<224>So hört er, ohne zu wissen, was,
Und gähnt derweil
Ohn' Unterlaß.
Beglücktes Land! O Monarchie,
Die du gesegnet bist wie wenige:
Zu Rate sitzen da vier Könige,1
Und Herrin ist die Anarchie,
Von Schelmen oder Brauseköpfen regiert,
Die Bruder Lourdis2 am Gängelband führt.

Was seht ihr da unten? Ein Kind auf dem Thron,3
Zitternd, vorm eigenen Hofe erbangend,
Ein Schilfrohr, beim leisesten Lufthauch schon
Sich schmiegend, den Winden ein Spiel und Hohn,
Sklavisch am Mund seines Mentors hangend.
Und das Volk spielt ohne Erbarmen
Lustiglich Fangball mit dem Armen;
Wer am verwegensten treibt seinen Spott,
Der gilt als der redlichste Patriot.
So fiel diesem armen Gesalbten, Gekrönten,
Gefoppten, Verhöhnten
Name wie Diadem in den Kot.

Der4 ist beschäftigt immerzu,
Am Euter zu zupfen 'ner weißen Kuh;5
Seine Wonne ist, auf dem Melkschemel kauern!
Als Angler am Wasser den Hamen belauern —
Nichts geht ihm darüber; sein Heil hängt daran,
Ob er ein Fischlein erwischen kann!
Fehlt's ihm an Wissen, an Geist und an Mut —
Dafür ist ein Minister ja gut;
Der bekommt sein Gehalt dafür, daß er regiert,
Indes er nur kümmerlich vegetiert.

Ihr Götter! Und dieser Mistkäfer dann,
Den er als Sprößling erzielt!6
Das ist erst ein König — wie er zur Schau


1 Vgl. Bd. II, S. 134; VII, S. 153.

2 Bruder Tölpel, d. h. der Beichtvater. Der Name ist aus Voltaires „La Pucelle“ entlehnt.

3 Herzog Ferdinand von Parma (geb. 1751).

4 Karl III. von Spanien (1734-1759 König von Neapel).

5 Vgl. Bd. II, S.42.

6 Sein Sohn Ferdinand IV., der ihm in Neapel folgte.